Nachdem er in Regensburg einen Reichstag abgehalten hatte, begab sich der deutsche Kaiser auf die Jagd. Zehn Hirsche hatte er im Lichtenwalder Forst schon zur Strecke gebracht, als ein stattlicher Sechzehnender aus dem Dickicht brach. Horngeschmetter durchhallte den Wald, und die ganze Jagdgesellschaft, der Kaiser an der Spitze, war hinterdrein, das Tier zu erlegen. Der Hirsch rannte berauf und bergab und dann geradewegs gen Regensburg. Dort lief der durch die Straßen der Stadt bis zum Rathausplatz. Eine ungeheuere Menschenmenge, welche solch ein Schauspiel noch nie gesehen hatte, versammelte sich. Der Hirsch stutzte einen Augenblick. Dann aber flüchtete er durch ein offenes Tor in den Hof eines Hauses. Kaum war er hinter dem Tor verschwunden, fiel es auch schon klirrend in seine Angel. Der Kaiser klopfte mit dem Schwertknauf auf das Schloss. Da öffnete sich die Tür. Und heraus trat ein Mädchen, der ihr Vater - ein Greis mit langem Silberhaar - folgte. Das Mädchen kniete vor dem Kaiser nieder und flehte um das Leben des Tieres. Der Kaiser ließ es aufstehen und versprach, den Hirsch zu verschonen. Zum steten Gedenken aber an diese Begebenheit verlieh er dem ehrwürdigen Vater, Bürger der Reichsstadt, einen Hirsch in sein Wappen. Gerührt dankte der Greis für diese kaiserliche Huld und Auszeichnung. Das Wappen mit dem Sechzehnender aber brachte er über dem Eingang seines Hauses an. Ein späterer Besitzer ließ noch einen großen Hirschen dazu meißeln, der noch heutigentags über dem Eingang vom Hofbräuhaus zu sehen ist.